Historischer Verein des Kantons Thurgau

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Zyklus 2011: Ach, die Thur!

Die Thur prägte die Thurgauer Geschichte als Quelle der Energie und der Gefahr, wie eine Führung des Historischen Vereins des Kantons Thurgau in Schönenberg und an der Rorerbrücke zeigte.

Dass man an der Thur nicht nur Würste braten kann, sondern es rund um den Fluss auch interessante technische, volkswirtschaftliche und historische Aspekte zu beobachten gibt, wurde den Mitgliedern des Historischen Vereins des Kantons beim diesjährigen Zyklus unter dem Thema «Ach, die Thur!», am 25. Mai in Schönenberg und am 22. Juni bei der Rorerbrücke in Frauenfeld vor Augen geführt. Am ersten Abend stand der Besuch der Kraftzentrale der ehemaligen Seidenweberei in Schönenberg und die Besichtigung des erst kürzlich in Betrieb genommenen Flusskraftwerks Thurfeld auf dem Programm. Die Denkmalpflegerin Monika Zutter und Hansruedi Neukomm vom Verein Kraftzentrale Schönenberg, führten die rund zwanzig teilnehmenden Vereinsmitglieder durch das Kernstück der Seidenweberei, die historische Kraftzentrale. Die Wasserkraft der Thur, lange die einzige Energiequelle für die 1862 gegründete Seidenstoffweberei, wurde ursprünglich mittels Transmissionsriemen vom Kraftwerk direkt auf die 390 mechanischen Webstühle übertragen. Auf kleinstem Raum sind hier gewichtige Zeugen der frühen Energieerzeugung zu sehen: Turbinenräder mit Generatoren, ein Dampfkessel mit Hochkamin, Diesel- und Elektromotoren, Schaltwände und ein Stromspeicherraum. In Schönenberg wird bis heute Strom produziert, jedoch nicht mehr in der ehemaligen Seidenweberei, sondern seit Mai 2011 im Kraftwerk Thurfeld. Dieses Wasserkraftwerk, so führte Geschäftsführer Kaspar Böhi aus, basiert auf der neusten Technologie, bei der die Turbinen nicht stehend, sondern liegend installiert wurden. Unter dem Eindruck der jüngsten Atomkatastrophe hat dieses Wasserkraftwerk der neusten Generation wohl eine glänzende Zukunft vor sich.

Der zweite Abend stand im Zeichen des Wasserbaus – aus technischer und historischer Perspektive. Der Spaziergang rund um die Rorerbrücke, wo die Vergangenheit und Gegenwart des Wasserbaus sozusagen fliessend ineinander übergehen, bot für die beiden Experten, Marco Baumann vom Amt für Umwelt und Daniel Speich, Historiker und Professor an der Universität Luzern, konkrete Bezugspunkte für ihre Ausführungen. Entgegen einer verbreiteten Annahme spielt die Oberflächenversiegelung im Einzugsbereich der Thur laut Baumann für die Entstehung von Überschwemmungen eine geringe Rolle, insbesondere im Verhältnis zu den ebenfalls nicht-porösen Oberflächen des Alpsteins.Viel stärker ins Gewicht fallen die Drainagen der unbebauten Gebiete.

Verena Rothenbühler

  • Mittwoch, 25. Mai 2011
  • Mittwoch, 22. Juni 2011

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